Es geht zur Sache in drei einstündigen Gesprächsrunden mit Musik. Dafür und dagegen argumentieren Lehrende, Studierende und Gäste. Bestimmt polemisch und ganz sicher frei.
Bei der Betrachtung der Jahrzehnte seit etwa 1950 fällt auf, dass viele Komponist*innen zur Aufführung ihrer Werke immer mehr Vorgaben machen und die Anweisungen mehr und mehr differenziert werden. In einem erheblichen Anteil des Repertoires scheint der Handlungsraum für eine Interpretation (spätestens seit Strawinsky) sehr eingeschränkt zu sein, manchmal ist das Einbringen einer eigenen Lesart gar explizit unerwünscht.
Freiheit in der Interpretation neuer Musik – gibt es sie überhaupt? Denken wir dabei an freie Entscheidungen? Und wo: beim Einstudieren, bei der Aufführung? Oder geht es vielmehr um ein diffuses „Gefühl“ von Freiheit, einen subjektiven Eindruck? Ist es nicht vielmehr extreme „Disziplin“ im weitesten Sinne, die erst oder nur bei größtmöglicher „Beherrschung“ des Instruments und der Partitur Freiheit bringen kann (vergleichbar einem spirituellen/religiösen Weg)?
Wie passen Freiheit in der Interpretation und (imaginäre) Rücksprache mit Komponist*innen zusammen? Was ist anders mit klassisch/romantischem Repertoire? Welche Rolle spielen Wunsch und Absicht, nach dem „originalen“ Klang zu suchen? Was tun mit unzureichender Notation, wenn es keine Möglichkeit mehr gibt nachzufragen?
Der Anspruch scheint das verbindende Element zu sein, vermutlich auch das trennende, zwischen allen Beteiligten. Jedoch, in welchem Ausmaß und auf welche Art kann man interpretierender Mensch überhaupt sein, selbst dann, wenn es tatsächlich eine Wahl gibt? Sie kann nicht unbeeinflusst sein von Ausbildung, musikalischer Sozialisation, Kenntnis, Erfahrung usw.
Podium
Michael Rebhahn (Moderation) | Rolf Riehm | Christina Richter-Ibáñez | Lucas Fels
Musik
Rolf Riehm: „Gebräuchliches“ für Altblockflöte (1972) (8’), Caroline Rohde (Altblockflöte)