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Illustration: Eine brennende gelbe Kerze schlängelt sich aus einer roten Flasche, der Hintergrund ist lila.
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Jan Buchczik
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Das Symphonieorchester der HfMDK unter der Leitung von Vassilis Christopoulos, Miharu Ogura (Klavier) und zwei Mitglieder des Fabrik Quartet spielen Werke von Messiaen, Stockhausen und spahlinger. Drei kompositorische Annäherungen an das Thema spirituelle Freiheit in der Musik.

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Karlheinz Stockhausen (1928-2007): Klavierstück Nr. 11 für Klavier solo (1955) (10‘)

  • Miharu Ogura, Klavier

Olivier Messiaen (1908-1992): „Les Offrandes oubliées“, Méditation symphonique für Orchester (1930) (13‘)
La croix – La péché – L‘Eucharistie

  • Symphonieorchester der HfMDK
  • Vassilis Christopoulos, Musikalische Leitung

mathias spahlinger: „adieu m'amour“ für Violine und Violoncello (2003) (15-20‘)

  • Federico Ceppetelli, Violine | Elena Cappelletti, Violoncello

Olivier Messiaen ist eine der außergewöhnlichsten Erscheinungen in dem an Vielfalt nicht gerade armen 20. Jahrhundert. Er fügte sich mit seiner höchst individuellen Tonsprache in kein gängiges Schema – gleichzeitig widerstrebt es einem, ihn angesichts seiner spirituellen Prägung und einer gewissen Unaufgeregtheit einen Querdenker oder Revolutionär zu nennen. Insgesamt war Messiaens Kindheit geprägt von Märchen, fantastischen Geschichten aller Art und der Ernsthaftigkeit, mit der in seiner Familie damit umgegangen wurde. Hinzu kam die Religiosität, die für ihn zeit seines Lebens von größter Bedeutung war: „Es ist unbestreitbar, dass ich in den Wahrheiten des katholischen Glaubens diese Verführung durch das Wunderbare hundertfach, tausendfach multipliziert wieder gefunden habe, und es handelte sich nicht mehr um eine theatralische Fiktion, sondern um etwas Wahres.“, sagte er später. Hierin liegt ein wesentliches Merkmal von Messiaens Kunstauffassung begründet, die sich von den prominenten Denkrichtungen und Schulen des 20. Jahrhunderts nie wirklich beeindrucken ließ.

Musikalisch legte Messiaen mit „Les Offrandes Oubliées“ 1930 sein erstes großes Orchesterwerk vor. Alle Merkmale seines persönlichen Stils sind bereits enthalten: Ungleiche Taktlängen erzeugen das Gefühl, als würde die Musik schweben, unglaubliche atmosphärische Dichte und freie Tonalität setzen sich zu einem frühen Zeugnis von Messiaens beeindruckender Kunstfertigkeit im Umgang mit dem Orchester zusammen. „Les Offrandes Oubliées“ ist – ähnlich einem Altarbild – als religiöses Triptychon angelegt. Zwei sanfte Außenflügel umrahmen ein dominantes Bild in der Mitte. Die drei Sektionen repräsentieren das Kruzifix, den Abstieg in das Reich der Sünde und die Erlösung durch die Eucharistie. Das Werk ist das erste von vielen Orchesterstücken aus Messiaens Feder, in denen der Komponist seine tiefe Religiosität zum Ausdruck brachte. (Alexander Moore, Grafenegg Kulturbetriebsges.m.b.H.)

Messiaens Werk für Orchester wird eingerahmt von Stockhausens Klavierstück Nr. 11, bekannt für seine offene Form. Es gibt 19 Gruppen, die auf einer großen Seite geschrieben wurden und man kann davon frei wählen, was man als nächstes spielt. Der Komponist selbst sagte darüber: „Der Spieler schaut absichtslos auf den Papierbogen und beginnt mit einer zuerst gesehenen Gruppe; diese spielt er mit beliebiger Geschwindigkeit (die klein gedruckten Noten immer ausgenommen), Grundlautstärke und Anschlagsform. Ist die erste Gruppe zu Ende, so liest er die folgenden Spielbezeichnungen für Geschwindigkeit (T), Grundlautstärke und Anschlagsform, schaut absichtslos weiter zu irgendeiner der anderen Gruppen und spielt diese, den drei Bezeichnungen gemäß.“

Das Stück zeigt, dass die Freiheit mit einigen Bedingungen uns am freiesten macht.

(Miharu Ogura)

Den Abschluss bildet spahlingers fragiles Werk „adieu m’amour“: „adieu m'amour": liebe als abschied von der liebe, die zu besitzen vermeint: vom willen, der fremdes eigenleben sich gleichmacht; von einer tradition, die als sich entfernende schmerzlich erfahren wird.
auf weit heruntergestimmten darmsaiten, die an sich schon einen besonders sensiblen bogenstrich erfordern, kommen in großer zahl ungewöhnliche spieltechniken zur anwendung (bogenstrich oberhalb der griffhand – mehrklänge durch streichen im schwingungsknoten – der mit etwas überhöhtem bogendruck tangierte teil der saite wird zum erklingen gebracht - eine erweiterte "fawsett"-flageolett-technik, die eine genaue und gleichbleibende bogenführung an ganz bestimmten stellen der saite erfordert usw., spieltechniken, die allesamt sehr empfindlich sind), in dem bestreben, die durch lange übung und beherrschung der gewöhnlichen spielarten ins unbewusste abgesunkene leistung der dialektischen bewegung zwischen sensibler aufmerksamkeit und die akustisch-mechanischen eigenschaften des instruments und aktiver/ reaktiver anpassung des spielers wieder fürs bewusstsein zu aktualisieren: die fähigkeit, fremd-vertrautes nach eigenem gesetz leben zu lassen, zum eigenen willen in "immer freiern und innigern zusammenhang" (hölderlin) zu bringen. vereinzelte töne ziehen, durch den großen spieltechnischen aufwand und die umständliche rücksicht, mit der sie vorgetragen werden, die ganze aufmerksamkeit auf sich, lösen sich mit sanfter eigenmächtigkeit aus ihrem übergeordneten zusammenhang (dufays "adieu m'amour"), wie die liebe ihre vernunft darin hat, überm individuellen die forderung der vernunft, die aufs allgemeine aus ist, zu vergessen; sie signalisieren zugleich zerstückelung, teilung, trennung und sind gemeint als verbeugung vor einer geliebten tradition, an die wir nicht heranreichen, die sich dem besitzerischen zugriff entzieht, sich nicht rekonstruieren lässt. (mathias spahlinger)

Orchesterbesetzung:

Flöte

1. Johanna Kiening, 2. Tzu Chi Chao, 3. Clara Büchi

Oboe

Maria Muñoz Alonso (1.), Hayoung Yoon (2.), Wenjing Liu (Englischhorn)

Klarinette

Nana Kusaka (1.), Zoltan Nagy (2.), Jaume Cerdà (Bassklarinette)

Fagott

Albert Munoz (1.), Vania Alejandra Quitán Guasca (2.), Rodrigo Rodrigues (3.)

Horn

Jonathan Wilken (1.), Pascal Kunik (2.), Kairi Sosi (3.), Anna Evangelista (4.)

Trompete

Jonathan Balciunas (1.), Rik Heijnen (2.), Lisa Schiffler (3.)

Posaune

Ángel Luis Viñola Robles (1.), Konstantin Kappe (2.), Junior Alfredo Mamani Ramos (3.)

Tuba

Szymon Wachowski

Pauke/Schlagzeug

Miguel Martínez Picó (Pauke), Elias Bollinger (Große Trommel), Ching Yun Lin (Triangel), Fran Navarro Zaragoza (Becken)

Violine I

Rebecca Tillmanns (Kzm) - Ostap Shpik
Daniel Satanovski - Mercè Qiuping Pla Cubí
Mariia Karpuk - Dylan Ahn
Anna Tchania - Janne-Lisabeth Pelz
Pei-Hsin Kuo - Chien-Ying Yang
Laura Galindez Gutierrez - Rebekka Siimer

Violine II

Esther Frey (Stf) - Anna Rothe
Woobin Park - Chia-Lun Mu
Hyebeen Joo - Efthymia Polonidou
Bodam Lee - Tinatin Koberidze
tbd - Anna Maddalena Ghielmi

Viola

Lorenz Niemann (Stf) – Johanna Flür
Rahel Coquema – Adela Evers
Yeh-Hsin Lin – Franziska Hügel
Somi Moon – Yewon Seo

Violoncello

Leon Capar (Stf) – Zih-En Wei
Ernesto Fernández – Joachim Jamaer
Alexios Tassis – Chih-Yuan Yang
Jakob Boyny – Lewin Krella

 

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